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Matthias Schmid, Oktober 2015

Thematisch breit gefächert führt die vorliegende DVD aus der Reihe „Geschichte interaktiv“ in das Zeitalter des Absolutismus ein. Wie gewohnt findet sich zunächst ein Hauptfilm, in dem Herrschaft und Staatsbildung im 17. Jahrhundert zusammenfassend dargestellt wird. Wie sehr sich der Inhalt dabei auf der Höhe der Zeit, sprich im Rahmen des wissenschaftlichen Forschungsstandes, bewegt, zeigt sich darin, dass der titelgebende Begriff des „Absolutismus“ auch kritisch hinterfragt wird. Denn dieser sei vielmehr eine Idealvorstellung der herrschenden Fürsten gewesen als eine Aussage über die tatsächliche Herrschaftsführung.

Im Anschluss an den Hauptfilm erhalten Lehrende fünf Module, die äußerst vielfältige Themen ansprechen. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf Frankreich. Sowohl dem Sonnenkönig Ludwig XIV. als auch Jean-Baptiste Colberts Merkantilismus sind hier jeweils ein eigenes Modul gewidmet. Damit deckt die DVD zwei klassische Themenfelder des Geschichtsunterrichts ab. Eng verwurzelt mit der absolutistischen Herrschaftsidee ist auch die Kunst des Barock, der ebenfalls ein eigenes Modul gewidmet ist. Keineswegs zu erwarten – dafür umso erfreulicher – ist, dass die Produzenten in einem eigenen Filmbeitrag auch die Rolle der Juden und Hexen thematisieren. So lässt sich die DVD sehr vielfältig in den Geschichtsunterricht integrieren. Hinzu kommt, dass in Modul 1 sowohl ein Beitrag zum Dreißigjährigen Krieg als auch zum Westfälischen Krieg zu finden ist.

Typisch für die einzelnen Module ist das Prinzip der Exemplarität. Exemplarisch werden so einzelne Personen wie Friedrich Spee, einem Vorkämpfer gegen die Hexerei, oder Gianlorenzo Bernini, der „Star des Barockhimmels“, in den Mittelpunkt gestellt. Aber auch Staaten wie Sachsen-Gotha werden beispielshaft herangezogen, um beispielsweise die frühneuzeitliche Staatsbildung und –ordnung zu verdeutlichen. 

So vielfältig die Themenwahl so abwechslungsreich auch die filmische Umsetzung. Denn obwohl „laufende“ Originalaufnahmen zur Thematik logischerweise fehlen, hat der Betrachter zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass es hier nichts zu zeigen gibt. Geschickt setzen die Macher vor allem zeitgenössische Bilddokumente ein. Daneben finden sich animierte Karten, gegenwärtige Aufnahmen von historischen Orten oder vereinzelt auch Schaubilder. Modern gestaltet sich zudem die Präsentationsweise. Mit stilvollen und sinnvoll ausgewählten Bildeffekten wie Überblendungen oder Einfärbungen von Bilddetails werden gerade die zeitgenössischen Bilddokumente zum Leben erweckt und regen die Vorstellung der Schüler an.

Die Sprechertexte überzeugen durch eine klare Sprache, so dass die Filme auch für nichtgymnasiale Schularten gut geeignet sind. Wohl durchdacht und nachvollziehbar wirken außerdem die immer wieder eingesetzten Ausschnitte aus Interviews mit Fachexperten. Neben Leonhard Horowski (Universität Münster), Arne Karsten (Universität Wuppertal) und Eva-Bettina Krems (Universität Münster) konnte insbesondere Barbara Stollberg-Rillinger für das Vorhaben gewonnen werden, die bereits viele wegweisende Publikationen zur Frühen Neuzeit verfasst hat.

Eine große Arbeitserleichterung ist weiterhin das Begleitmaterial zur DVD, welches zum Download auf der Internetseite bereitsteht. Mit zahlreichen ergänzenden Quellen- und Darstellungstexten werden so die Filminhalte aufgearbeitet. Häufig finden sich dabei Standbilder oder Aussagen aus den Filmen, so dass die Begleitmaterialien nicht als schnödes Beiwerk wirken, sondern die filmischen Inhalte unmittelbar in den Blick nehmen und diese rekapitulierend aufarbeiten bzw. kontextualisieren. Immer wieder finden sich hierbei Kopiervorlagen, in welchen die Schüler direkt ihre Ergebnisse eintragen können. Eine schnelle Umsetzung gewährleistet auch der kurze, aber prägnante didaktisch-methodische Kommentar, der nicht selten Differenzierungsvorschläge oder alternative Herangehensweise bereithält, sowie die einheitliche Strukturierung der Materialien nach dem folgenden Muster: Einstieg, Erarbeitung, Festigung und Vertiefung.

Die Arbeitsvorschläge sind in der Regel klar nachvollziehbar und gut zu lösen. Zum Teil finden sich jedoch auch etwas abstrakte Aufgabenstellungen, die wohl für nichtgymnasiale Schularten nur schwer zu lösen sind. Auf der anderen Seite enthalten die Erarbeitungsvorschläge aber auch eine mustergültige Handlungsanweisung für eine Fisbowl-Diskussion zwischen dem römischen Bildhauer Gianlorenzo Bernini und dem französischen König Ludwig XIV. Sehr gelungen sind nicht zuletzt die zahlreichen Gegenwartsbezüge, die nicht nur motivierend wirken, sondern auch zu vielfältigen Diskussionen anregen.

FAZIT: Thematisch breit gefächert, modern gestaltet und obendrein durch sinnvolle Arbeitsmaterialien „garniert“ bietet die vorliegende DVD alles, was zur Gestaltung eines anregenden und motivierenden Geschichtsunterrichts gehört.

(Matthias Schmid ist Lehrer an der Konradin-Realschule Friedberg in Bayern sowie Lehrbeuaftragter am Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik an der Universität Augsburg)