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inn-joy, 07.03.2015

Der zweite Teil der Doppelfolge zum Ersten Weltkrieg befasst sich mit der Entstehung der bipolaren Welt und dem Kriegsende. Der Kriegseintritt der USA auf Seiten der Alliierten sowie die Oktoberrevolution in Russland verändern das weltpolitische Gleichgewicht entscheidend - mit weitreichenden Folgen bis heute. Das Kriegsende ist nicht nur durch die aussichtslose militärische Lage für das Deutsche Reich gekennzeichnet - auch die Situation an der Heimatfront spitzt sich zu. Alle Reserven sind aufgebraucht, die Menschen hungern und wollen nur noch Frieden. Die Novemberrevolution fegt die Monarchie hinfort - und die junge deutsche Republik sieht sich mit den Kriegsfolgen und der Frage nach der Kriegsschuld konfrontiert. Expertinnen und Experten erläutern die Lage an der Heimatfront und die Entwicklungen, die zu Waffenstillstand und Friedensverhandlungen führen, sowie die weltpolitische Dimension des Ersten Weltkrieges.

Kritik: Nachdem sich die letzte Folge von Geschichte interaktiv mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, den Materialschlachten und dem Verlauf des Kriegs sowohl an der Westfront, als auch an der Ostfront beschäftigte, thematisiert die Folge 21 nun im zweiten Teil der Doppelfolge die Entstehung der bipolaren Welt, quasi den „Grundstein des Kalten Kriegs“ sowie das Kriegsende. Im Hauptfilm geht es um die beiden entscheidenden letzten Kriegsjahre 1917 und 1918. Der Film beginnt mit der enormen Kriegsmüdigkeit der Menschen – sowohl an der Front, als auch in der Heimat. Die Begeisterung, die anfangs noch hohe Wellen im Kaiserreich schlug, ist mittlerweile purer Verzweiflung und dem nackten Überlebenskampf gewichen. Die Menschen, die von Hunger, Leid, Elend und Not gepeinigt werden, sehnen sich tagtäglich nur nach dem Ende des Krieges. Einen ersten Lichtblick bringt die russische Oktoberrevolution, die das Zarenreich hinwegfegt und den Frieden von Brest-Litowsk mit sich bringt. Weitere Kriegsschauplätze erhöhen jedoch den Druck auf die OHL und machen den Kriegsgewinn schier unmöglich. Dann, als die USA in den Krieg eintreten, ist der Anfang vom Ende gekommen. Der Hauptfilm endet mit einer Bilanz des Krieges sowie einer Aufstellung der Gewinner und Verlierer.

Die sieben Module vertiefen einzelne Aspekte des Hauptfilms bzw. ergänzen die Unterthemen. Im ersten Modul steht die „Propaganda“ im Mittelpunkt. Denn erstmals werden in diesem Krieg auch „Bilder als Waffe“ eingesetzt. Welche verheerende Wirkung Propaganda haben kann (Aufbau von Schuldgefühlen und Feindbildern), wird ebenso gezeigt wie die „schwarz-weiß“ Propaganda mit den Stereotypen des „hässlichen“ Deutschen.Modul zwei befasst sich mit der „Heimatfront“ und dem „Kriegsalltag“ am Beispiel der Bremer Arbeiterfamilie Pöhland und der Australierin Ethel Cooper, die sich während des Ersten Weltkriegs in Leipzig aufhält und dort von ihren Erfahrungen berichtet. Das dritte Modul beleuchtet das „Epochenjahr 1917“ von der Situation in den USA vor dem Kriegseintritt der USA über die Februarrevolution in Russland, die Situation der USA nach dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg bis zur „großen“ Oktoberrevolution als eigentlichem Beginn der „bipolaren Welt“. Die eigentliche „Berichterstattung“ über den Krieg endet mit dem vierten Modul. Hier zeigen die Autoren den Verlauf der letzten Kriegsmonate an beiden Fronten, den Waffenstillstand und die „Novemberrevolution“ auf. Die drei folgenden Module bieten Einblicke in die Bereiche „Künstler und Krieg“ am Beispiel von Käthe Kollwitz, die Verarbeitung des Ersten Weltkriegs in der Literatur anhand verschiedener historischer Fixpunkte sowie einen Exkurs für die Sekundarstufe I mit dem „Kriegstagebuch einer Schülerin“ am Beispiel der Elfriede Kuhr.

Die Modulinhalte werden wie immer von professionellen Sprechern erläutert. Darüber hinaus illustrieren und erläutern zahlreiche zeitgenössische Darstellungen, Karikaturen, Karten und Filmaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg die Zusammenhänge. Die historischen Kontexte werden wie gewohnt von verschiedenen Experten kommentiert. Sämtliche Module sind sowohl in deutscher Sprache, als auch für den bilingualen Geschichtsunterricht in englischer Sprache und einer gemischten Version (dt./engl.) anwählbar.

Das didaktische Begleitmaterial zur aktuellen Folge kann von der Homepage der dokumentARfilm heruntergeladen werden. Es beinhaltet Material und Aufgaben zu den Filmen für den deutschsprachigen Geschichtsunterricht inklusive Methodenkarten und Medienverzeichnis (dt.) Material und Aufgaben zu den Filmen für den bilingualen Geschichtsunterricht inklusive Methodenkarten, englischer Sprechertexte und Medienverzeichnis (dt./engl.) sowie eine Zeitleiste, Informationen zu den interviewten Expertinnen und Experten, Literatur- und Linktipps.

Fazit: Auch mit der 21. Folge der beliebten Geschichte interaktiv-Reihe beweist die Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH erneut, dass es ihr immer wieder gelingt, historische Themen interessant und ausgezeichnet aufbereitet zu präsentieren. Auch wenn dieses Mal einige Bereiche etwas „spezieller“ sind und daher auch sehr gut in das Fach Kunst integriert werden können, besticht die DVD durch eine gute Übersicht, einen interessant gemachten Exkurs für die Mittelstufe sowie sehr gutes didaktisches Begleitmaterial. Lobend zu erwähnen ist wieder einmal, dass das Material nicht auf die DVD-ROM gepresst wurde, sondern online den Nutzern zur Verfügung zu stellen. Hierdurch ist eine größere Flexibilität für den Nutzer aber auch die Entwickler gegeben und die Möglichkeit gegeben, viel mehr Materialien anbieten zu können, als bisher. Das „Sahnehäubchen“ wäre noch, wenn das Material binnendifferenziert bzw. kompetenzorientiert wäre. Ein Plus ist, dass die Doppelfolge auch für den bilingualen Geschichtsunterricht konzipiert worden ist. Ebenfalls gelungen ist, dass der Anteil der „Expertenaussagen“ nicht so hoch ist, wie bei früheren Veröffentlichungen, sondern stattdessen mehr auf zeitgenössisches Material und Erläuterungen durch die Sprecher Wert gelegt wurde. So findet nicht permanent ein „Bruch“ zwischen Erzähl- und Betrachtungsebene statt. Wieder einmal eine klare Kaufempfehlung unsererseits.

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei dokumentARfilm für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

D. Stappen

http://inn-joy.de/index.php/movies/dvd-reviews/1005-gi-folge-21-erster-weltkrieg-ii-heimatfront-revolutionen-kriegsende.html