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Dorothee Eckert, Oktober 2015

Der erste Teil der Doppelfolge zum Absolutismus setzt sich mit dem konfessionellen Zeitalter und der Bildung moderner Staaten auseinander. Diesem Ansatz folgend widmet sich ein beträchtlicher Teil des ca. 24 Minuten langen Hauptfilms der Entwicklung des Herzogtums Sachsen-Gotha, einem deutschen Teilstaat, den man landläufig nicht als Erstes mit dem Absolutismus verbinden würde.

Wie in den bisherigen Folgen der Reihe ‚Geschichte interaktiv‘ wird der Hauptfilm durch Module ergänzt, in diesem Fall sind es fünf.

Bevor sich die Module drei und vier mit den absolutistischen Standardthemen – Innen- und Außenpolitik Ludwigs XIV. und Merkantilismus – befassen, greift Modul 1 unter dem Titel, Konfessionalisierung und Staatsbildung‘ eine Thematik auf, die bereits in anderen Beiträgen der Reihe thematisiert worden ist. Modul 2 hingegen – ‚Juden und Hexen als Sündenböcke‘ – schließt eine Lücke im bisherigen Angebot und wird vielen Lehrern helfen, dieses Thema ihren Schülern anschaulich zu vermitteln. Modul 5 setzt sich am Beispiel Gianlorenzo Berninis mit der Kunst des Barock auseinander. An ausgewählten Beispielen wird Barock als Antwort auf die Reformation, als Versuch, Gläubige für die katholische Kirche zurückzugewinnen und als Mittel zur Selbstinszenierung päpstlicher und fürstlicher Macht analysiert.

Alle Module sind zwischen 15 und 19 Minuten lang und lassen sich bestens in den Rahmen einer Unterrichtsstunde einbauen.

Wie bei ‚Geschichte interaktiv’ üblich werden sowohl Hauptfilm als auch Module durch einen sehr umfangreichen Downloadbereich, der auf der Verlagsseite www.dokumentarfilm.com zu finden ist, ergänzt. Die Materialien bieten teilweise weitere Vertiefungsmöglichkeiten für die Arbeit im Unterricht an und sind eine Fundgrube für neuere und neuste Literatur zum Thema.

Der Schwerpunkt des Hauptfilms liegt auf dem Aspekt ‚Herrschaft und Staatsbildung im 17. Jahrhundert‘, für deren Entwicklung Religion, Bildung und Inszenierung fürstlicher Macht als zentrale Elemente herausgestellt werden. Hier vermittelt der Vergleich von Sachsen-Gotha mit dem Frankreich Ludwigs XIV. interessante Einsichten in das Selbstverständnis zweier Herrscher des 17. Jahrhunderts, das sich zwischen dem Landesherrn als Schutzherr seiner Untertanen und einem sich selbst als autokratischen Herrscher inszenierenden Ludwig XIV. bewegt. In Bezug auf Ludwig XIV. wird die klassische Vorstellung von einem autokratischen, alles bestimmenden Herrscher widerlegt und auf die Inszenierung und Überhöhung in der Kunst des Barock zurückgeführt, die von den bestehenden Zwängen, denen ein Fürst bei der Ausübung seiner Herrschaft unterworfen war, ablenken sollte.

Für die DVD wurde an Originalschauplätzen in Gotha, Paris, Versailles, Südfrankreich und Rom gedreht. Als wichtigste Materialgrundlage dienen aber zeitgenössische Kunstwerke, die in ihrer damaligen Funktion erklärt werden.

Es gelingt den Produzenten erneut auf überzeugende Weise, eine zentrale Epoche der europäischen Geschichte anschaulich zu machen und Lehrern die Unterrichtsvorbereitung durch passgenaues Bild- und Quellenmaterial zu erleichtern. Auf Teil II der Doppelfolge zum Thema ‚Staatsbildung und Aufklärung‘  darf man gespannt sein.

Dorothee Eckert, Lehrerin für Geschichte und Englisch am Werner-Heisenberg-Gymnasium Bad Dürkheim