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Geschichte lernen, Heft 120/2007

[...] DVD zum Kaiserreich

Gemäß dem Konzept der Reihe "geschichte interaktiv" bietet diese DVD einen Hauptfilm (24 Min.), mehrere Kurzfilme (sechs Stück, 10-13 Min.) und einen separaten DVD-ROM-Teil. Diese drei Teile sind eng aufeinander bezogen: Der Hauptfilm "Das deutsche Kaiserreich im Spiegel nationaler Symbole" führt am Beispiel des Hermannsdenkmals und anderer Nationaldenkmäler in die Geschichte des Kaiserreiches ein, die Kurzfilme vertiefen einzelne Themen wie "Reichsgründung", "Otto von Bismarck", "Industrialisierung und soziale Frage", "Wilhelm II." oder den "Ersten Weltkrieg" und der DVD-ROM-Teil bietet wiederum hierauf aufbauend Biografien, Zeitleisten, Arbeitsblätter, methodische Hinweise und konkrete Unterrichtsmodelle. In alle drei Teile wurden zahlreiche Quellen (zeitgenössisches Filmmaterial, Fotos, Plakate, Textquellen) eingearbeitet; Interviews mit Historikern und sogar einem Zeitzeugen (geboren 1901!), eingespielte Lieder sowie animierte Karten und Diagramme ergänzen dieses Material. Die Filme wurden an Originalschauplätzen gedreht, etwa in Berlin, Leipzig, Koblenz, im Teutoburger Wald oder am Kyffhäuser.

Die einzelnen Filme mit ihren Akzenten (politisch, sozial, ökonomisch usw.) sind im Ganzen verlässlich recherchiert; sie führen unterhaltsam und anspruchsvoll in ihre jeweiligen Themen ein, ohne sich zu sehr in Einzelheiten zu verlieren. Gerade die Verbindung historischer Ereignisse mit Einzelschicksalen (z. B. mit Ernst von BandeI, der das Hermannsdenkmal errichtete, oder mit dem Weltkriegssoldaten Ernst Toller) und das Zeitzeugeninterview vermögen dabei im Sinne der Personifizierung von Geschichte zu überzeugen. Dennoch verbleiben kritische Punkte: Der durchaus interessante Versuch des Hauptfilms (die Geschichte des Kaiserreichs anhand seiner Nationaldenkmäler zu erzählen) führt hin und wieder zu recht "künstlichen" Querverbindungen zwischen Denkmälern und Geschichte. Die plötzliche Nutzung nicht erklärter Begriffe ("Drei –Klassen-Wahlrecht" u.a.) bzw. verschiedene inhaltliche Sprünge verwirren, ebenso der kommentarlose Einsatz von illustrierendem Filmmaterial aus den 1940er und 1950er Jahren, schließlich sehen sich die Macher ausdrücklich "zeitgemäßen medienpädagogischen Zielsetzungen" verpflichtet.

Gleichwohl: Werden diese Punkte bedacht, können die einzelnen Filme ihre jeweiligen Themen anschaulich, differenziert und vor allen Dingen auch sehr konzentriert darbieten – und bieten sich damit weniger als Einstieg, aber doch als Zusammenfassung einer entsprechenden Unterrichtseinheit gut an.

Im DVD-ROM-Teil findet sich, durch eine klare Struktur leicht zugänglich, ein reicher Fundus an hilfreichen und gut aufgearbeiteten Materialien. Insbesondere die verschiedenen Zeitleisten (immerhin zehn Stück zu Themen wie "Antisemitismus" oder "Julikrise"), die Biografien (u. a. von Wilhelm II., Otto von Bismarck oder Ernst Toller), die Texte zeitgenössischer Lieder, verschiedene Arbeitsblätter sowie Erläuterungen von Flaggen und Denkmälern können dabei vielfältig in den Unterricht eingebunden werden. Ein ausführliches Link- und Literaturverzeichnis stößt das weitere Arbeiten an. Allerdings sind die etwas langen und umständlichen methodischen Hilfen Schülerinnen und Schülern zu schwierig. [...]

Thomas Heller