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Martina Looser, 26.03.2017

Rezension des Dokumentarfilms „Gotthold Ephraim Lessing“                  

„Mitleiden ist die hervorstechendste aller Leidenschaften“

In für Schüler und Schülerinnen leicht zugänglicher intermedialer Aufbereitung präsentieren die DVD und das didaktische Begleitmaterial historische und literarische Aspekte aus Gotthold Ephraim Lessings Leben und seinen Werken.

Die DVD enthält eine gut 110 Minuten umfassende filmische Aufbereitung, die im Hauptfilm „ Gotthold  Ephraim Lessing in seiner Zeit“ in den Blick nimmt und sich in vier weiteren Modulen ausgewählten Werken, sowie der Entwicklung des deutschen Theaters im 18. Jahrhundert widmet:

  • Modul 1 – Minna von Barnhelm
  • Modul 2 – Emilia Galotti
  • Modul 3 – Nathan der Weise
  • Modul 4 – Das deutsche Theater im 18. Jahrhundert

Die dazugehörigen Unterrichtsmaterialien bereiten die Filmsequenzen didaktisch auf und bieten immer auch zusätzlich die Möglichkeit wichtige epochale oder dramatische Aspekte zu vertiefen und unterrichtliche Schreibformate zu wiederholen und zu vertiefen. Dabei lassen sich die Filmsequenzen und Unterrichtsmaterialien sowohl in der vorgestellten Kombination wie auch unabhängig voneinander im Unterricht einsetzen. Die verwendeten Quellenauszüge, wie, als Beispiel, Christoph Martin Wielands Schrift „Über die Rechte uns Pflichten der Schriftsteller (…) von 1785, sind erfrischend originell, sorgfältig editiert und durch die passgenauen Schüleraufgaben direkt im Unterricht einsetzbar.

Die einzelnen Filmmodule werden durch Kommentare literaturwissenschaftlicher Experten wie Alexander Kosenina ergänzt, die Biografisches und Möglichkeiten der Interpretation beisteuern, z.B. dass Lessings Stücke die Schriften Kants vorwegnähmen.

Nur wenige Details stören das gelungene Gesamtbild: der häufige Einsatz stark spannungsgeladener Begleitmusik erzeugt eine immer wieder künstlich dramatisierende Wirkung, bei der Literaturwissenschaftlerin Ute Pott irritiert die zu grelle Ausleuchtung ihres Gesichts und die starre Blickausrichtung gegen den oberen Bildrand.

In den Einzelmodulen wiederholt sich die gelungene Kombination von Film- und Unterrichtsmaterial.

Die Einheit zu „Emilia Galotti“ enthält hochwertiges Bildmaterial hervorragender Inszenierungen, die vergleichend interpretiert werden und den Schülern und Schülerinnen einen motivierenden Einblick in die Welt des Theaters und in die Gefühlswelt der Lessingschen Charaktere bieten.

Durch den Vergleich können die Schüler und Schülerinnen die Bedeutung der Polyvalenz literarischer Texte und die Dramatik des epochenprägenden Konflikts zwischen Adel und Bürgertum quasi mit Händen greifen.

Insgesamt verbinden die Module gewinnbringend die sorgfältige Darstellung von Fachwissen mit der strukturgebenden Qualität der Darstellung übergreifenderer Aspekte. 

Martina Looser, Niels-Stensen-Gymnasium, Hamburg-Harburg