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inn-joy, 05.11.2011

Von Lars Zimmermann, Menden (Privatgymnasium WBG)

[...] In der Reihe „Geschichte interaktiv“ hat dokumentARfilm die mittlerweile 16. Folge herausgebracht. Dieses Mal steht das Thema „Krieg und Frieden“ im Vordergrund. Da es sich um ein äußerst komplexes Thema handelt, hat man sich dazu entschieden, das Thema aufzusplitten, sodass uns nach dem Thema „Krieg“ als Längsschnitt durch die Geschichte im kommenden Jahr mit Folge 17 das Thema „Frieden“ erwarten wird.

Aufgebaut ist die Folge zu den wichtigsten Kriegen seit dem Dreißigjährigen Krieg wie gewohnt. Neben einem Hauptfilm gibt es diverse kurze Module, die unabhängig voneinander und vom Hauptfilm zu bestimmten Momenten in einer Unterrichtsreihe eingesetzt werden können. Ergänzt werden die Module durch Begleitmaterialien zu Film und Modulen, die auf einer separaten CD-ROM zu finden sind. Da es sich um eine bilinguale Produktion handelt, kann die DVD sehr gut im bilingualen Geschichtsunterricht (englisch / deutsch) eingesetzt werden.

Kommen wir nun zu den einzelnen Inhalten der DVDs und ihrer Aufbereitung. Der Hauptfilm (22:42 min.) befasst sich zunächst einmal mit der Definition und den Grundbegriffen des Themas „Krieg“. Es folgt die Unterscheidung zwischen „symmetrischen“ und „asymmetrischen“ Kriegen, die Legitimationen, der „Totale Krieg“, die Rolle von Gewalt, Medien und Propaganda sowie „neue“ und „alte“ Kriege im Vergleich.

Die einzelnen Module befassen sich mit den größten und für Europa wichtigsten Kriegen. Zunächst wird der Dreißigjährige Krieg von 1618-1648 dargestellt. Es wird nach den Ursachen und dem Kontext gefragt, sowie der Legitimierung und der Kriegsführung. Besonders interessant ist das Kapitel „Das Gesicht des Krieges“, da wir hier anhand von Berichten über Bauern, Söldner aber auch Einzelschicksalen die Menschen hinter der großen Politik sehen. Was bedeutete es für die Bauern, wenn sie im Winter die Truppen versorgen mussten? Wie lebten die Menschen mit den Söldnern? Diese und andere Zusammenhänge werden kompetent von Michael Kaiser von der Universität Köln erläutert und von einer professionellen Sprecherin kommentiert. Illustriert werden sie von zahlreichen Gemälden, zeitgenössischen Stichen uvm. Das Modul endet mit dem Kriegsende und einem kurzen Ausblick. Da hier auf den Westfälischen Frieden nicht genauer eingegangen wird, ist davon auszugehen, dass dieser im Längsschnitt „Frieden“ besprochen wird.

Modul zwei thematisiert die Napoleonischen Kriege von 1792-1815. Von ihren Ursprüngen in der Französischen Revolution über die Kriegsführung unter Napoleon Bonaparte, das „Gesicht des Krieges“ bis hin zum Wendepunkt, den Kriegen in Spanien und Russland, bis hin zum Kriegsende erfahren wir die wichtigsten Zusammenhänge der Napoleonischen Kriege. Sehr gut gelungen ist der direkte Vergleich durch denselben Aufbau der einzelnen Module. Erläutert werden die Zusammenhänge von Herfried Münkler von der Humboldt-Universität Berlin und Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg. Illustriert wird das Modul wiederum durch Gemälde und zeitgenössische Stiche sowie Karten, die unter anderem den Vormarsch der napoleonischen Truppen aufzeigen.

Um die „Urkatastrophe des 20. Jahrhundert“, den Ersten Weltkrieg, geht es im dritten Modul. Auch hier finden wir die Kapitel Ursachen und Kontext, nämlich den Imperialismus, wie ihn Kaiser Wilhelm II. mit seinem „Platz an der Sonne“ vertrat sowie dem übersteigerten Nationalismus der Deutschen, den Kriegsausbruch (Legitimation und Schuld), die für den Ersten Weltkrieg so wichtige Propaganda und die Medien wie Zeitungen, Postkarten oder Plakate, welche erstmals den Menschen von den (scheinbaren) Erfolgen der Soldaten berichteten und für eine Massenhysterie beim Ausbruch des Krieges sorgten, sowie einen sehr guten Vergleich zwischen „neuen“ und „alten“ Kriegen wie die neuen Waffen und die abertausende von Kriegsversehrten. Unterstützt wird das Modul u.a. durch Filmaufnahmen und Karten, erläutert werden die Zusammenhänge von Sönke Neitzel von der Universität Glasgow und Kerstin von Lingen von der Universität Heidelberg.

Modul vier hat den Zweiten Weltkrieg (1939-45) zum Gegenstand. Ursachen und ideologischer Kontext, in dem unter anderem die „Weltanschauung“ der Nationalsozialisten erläutert wird, Weltanschauungskrieg gegen die Sowjetunion, Holocaust und Vernichtungskrieg, Totaler Krieg und Kapitulation sowie Globaler Krieg und Völkerrecht stehen im Fokus der Betrachtungen. Hier stehen natürlich Filmausschnitte und Redenmitschnitte im Mittelpunkt der Illustration. Experten sind hier abermals Kerstin von Lingen von der Universität Heidelberg sowie Sönke von Neitzel von der Universität Glasgow.

Das fünfte Modul thematisiert den Kalten Krieg von 1945-1991. Hier erfahren wir, dass der Kalte Krieg seine eigentlichen Wurzeln am Ende des Ersten Weltkriegs hat, wenn sich die USA und die Sowjetunion erstmals mit ihren unterschiedlichen Ideologien gegenüberstehen, alles über den Wettstreit der Systeme, die Blockbildung und Propaganda, die auch hier eine entscheidende Rolle spielte, unter dem Stichwort „Gesicht des Krieges“ etwas zur Bedrohung durch atomare Waffen, die Stellvertreterkriege (Korea-Konflikt, Vietnamkrieg) sowie das Ende des Kalten Krieges, welches durch den Zusammenbruch der UdSSR eingeläutet wurde und einen Ausblick. Zu Wort kommen hier Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg sowie Bernd Greiner von der Universität Hamburg und Herfried Münkler von der Humboldt-Universität Berlin.

Im letzten Modul schließlich geht es um die „neuen Kriege“. Hier stehen natürlich der 11. September 2001 und seine Folgen im Zentrum der Betrachtung. Formen der Gewalt, aber auch humanitäre Hilfe in Krisengebieten sind ebenso Thema.

Das Arbeitsmaterial auf der DVD-ROM ist wieder einmal vielseitig, erstklassig aufbereitet worden, verfügt über operationalisierte Arbeitsaufträge und bietet sowohl zum Hauptfilm, wie auch zu den einzelnen Modulen Quellen zur Erarbeitung und Vertiefung. Egal ob die Truman-Doktrin im Gegensatz zur Rede von Shdanow beleuchtet wird, Plakate und Karikaturen analysiert werden oder Karten anaylsiert werden – alles ist schülerorientiert und adressatengerecht aufgebaut. Hinzu kommen Zeitleisten, Biographien und Lösungen. Ein „rundum glücklich“-Paket, dass wir wieder einmal nur empfehlen können.

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

www.inn-joy.de